Kind! Ich mach das schon.

Wer kennt das nicht, Eltern die ungeduldig alles schnell selbst erledigen statt dem Kind Zeit zu lassen es selber zu meistern. Zum Glück geht das beim Laufen lernen nicht, sonst könnten viele Kindergarten Kinder noch nicht laufen. Mir fällt es immer auf wenn ich Kindern in meiner Familie etwas schenke. All zu oft kommt die Beschwerde von Eltern: aber dann bau das bitte sofort auf damit wir das nicht machen müssen.

Ich habe die naive Vorstellung, dass das Aufbauen von Lego, Playmobil und Co. mit zum Spiel und Spaß gehört. Zudem gibt es diverse Studien und Psychologen welche von den positiven Effekten vom bauen z.B. mit Lego berichten. Wenn die Eltern oder Verwandten jedoch alles fürs Kind machen, geht das ganze eher nach hinten los. Kinder lernen hilflos zu sein, nix zu können. Nach kürzester Zeit lernen Kinder dadurch, abhängig zu sein und erwarten, dass jemand alles für sie tut. Passivität wird zur Lebensdevise. Irgendwann wird es den Eltern aber zu viel und beschweren sich beim Kind, dass es nicht selbstständig genug ist. Aber dann sind Erwartungen und Gewohnheiten schon so tief eingeschliffen, dass es sehr schwer ist dies zu ändern.

Letztes Wochenende habe ich meiner 5 Jährigen Nichte ein Spielhaus zum Ausmahlen von Faber als Geschenk mitgebracht. Beim Aufbauen habe ich natürlich geholfen aber konnte sie auch dazu überreden mit zu helfen. Anschließend habe ich von ihr Anweisungen zum ausmahlen bekommen. Sie hat auch etwas ausgemahlt aber eher zögerlich. Ich hatte immer das Gefühl, dass sie erwartet das ein Erwachsener das erledigt. Von den Eltern kammen mindestens 20 Kommentare, dass ich so lange bleiben solle bis es komplett „fertig“ ausgemahlt ist. Nun vielleicht habe ich es falsch in Erinnerung aber normalerweise ist das Ausmalen von Ausmalbildern für den Spaß von Kindern gedacht, nicht als Aufgabe die so schnell wie möglich von einem Erwachsenen erledigt werden soll. Es ist doch auch egal ob das „Projekt“ in rekord Zeit erledigt und abgehackt ist. Es geht um Spiel und Spaß und nicht um Arbeitsproduktivität.

Bei Lego und Co. hatte ich bereits ähnliche Erfahrungen. Eltern und Großeltern können „das Elend“ oft nicht mit ansehen wie ein Kind langsam selber zusammenbaut. Man weiß es ja als Erwachsener sowieso besser. Wieso sollte sich das Kind in Gedult und Beharrlichkeit üben dürfen wenn die Eltern diese Tugenden anscheinend nie selbst gelernt haben. Gleichzeitig wird dem Kind auch das Erfolgserlebnis versagt. Es lernt nichts allein schaffen zu können, es ist zu dumm und zu langsam. Erlernte hilflosigkeit.

Fazit: Ich glaube dass viele Eltern sich in Gedult üben müssten. Helfen bei Methoden und Strategien ist ok, aber man sollte bedenken, dass jedes neue Spielzeug wertvoller sein kann als 10 Schulstunden. Es gibt übrigens Studien die eindeutig belegen, dass beharrlichkeit (nicht aufgeben) wichtiger ist für den Schul und Berufserfolg als der Intelligenzquotient. Eltern die ihr Kind übereifrig bemuttern tun ihrem Kind auf lange Sicht, nichts Gutes.

Dazu passend lese ich derzeit das Buch „Auf der Suche nach dem verlorenen Glück: Gegen die Zerstörung unserer Glücksfähigkeit in der frühen Kindheit“ von Jean Liedloff.